Quo vadis, Hochhausscheiben Halle-Neustadt

Betrachtungsschwerpunkte:

 

Errichtungszweck

Bauwerksdaten.

Eigentumsverhältnisse

Zustand - Sanierungsinhalt

Verwendbarkeiten

Fördermöglichkeiten

Ansprechpartner

 

Errichtungszweck

Die Scheiben A bis D wurden im Zuge des Aufbaus der „Chemiearbeiterstadt“ in den 70’ger Jahren als Bestandteil des Stadtzentrums errichtet. Sie sollten diesem einen vertikalen Rahmen zu den ansonsten eher flach gehaltenen Funktionsbauten und Anlagen bieten. Sie begleiten die Hauptverkehrsader, die Magistrale, nördlich und dazu rechtwinklig aufgestellt auf fast der gesamten Länge des Zentrums. Neben ihrer Außenwirkung dienten sie der Gewährleistung einer Belebung des Bereiches durch die Konzentration von Wohn – und Beschäftigungsfunktionen. Sie zeigen: Hier schlägt das Herz eines ganzen Stadtteils.

Verwendet wurden die Scheiben als Wohnheime für Studenten bzw. Chemiearbeiter sowie als Büros für Projektierungseinrichtungen und andere Dienstleistungen, nach 1990 z.B. für die Treuhand, Finanzämter, Arbeitsämter und bis heute für Arztpraxen, Versicherungen und RA – Kanzleien in der Scheibe D. Hier hat es überhaupt keine Probleme bereitet, die bauliche Substanz an die Bedürfnisse anzupassen. Dieser Funktionen sind die Scheiben A,B, C und E nach der Wende zu unterschiedlichen Zeitpunkten leider verlustig gegangen.

 

Bauwerksdaten

Die fünf Scheiben sind äußerlich nach einheitlichen Gesichtspunkten ( Bauwerksmaße, Bauweise und Ausrichtung) angelegt, die Scheibe E springt aus der Reihe der übrigen um eine Bauwerkslänge versetzt nach Süden vor.

Sie sind monolithisch in Querbauweise über 17 Geschosse auf einem Doppelerd- und einem Kellergeschoss errichtet. Ihre Länge beträgt jeweils rund 58 m, die Breite rund 17 m. Sie verfügen über je 4 Fahrstühle und zwei Treppenhäuser entsprechend den Forderungen des Brandschutzes für Hochhäuser.

Die Systembreite beträgt 3,60 m ( zwischen den tragenden Quer-Wänden) , die Systemlänge

( zwischen den Außenwänden ) zweimal 7,20 m mit 1,80 m Mittelgang plus Loggien beiderseits.

Die Außenwände bestehen aus vorgefertigten Leichtbauelementen einschließlich Fenster und Balkontüren. Die Loggien sind über die gesamte Bauwerkslänge angeordnet. Die innere Gestaltung und Ausrüstung wurde dem jeweiligen Verwendungszweck angepasst.

Der Kostenaufwand für die Sanierung einer Scheibe hängt natürlich stark vom angedachten Verwendungszweck ab. Und Vergleiche von Aufwänden zu unterschiedlichen Zeiten sind ebenfalls nur bedingt verwendbar.

Die Scheiben stehen auf den Flurstücken Neustadt 156, 160, 165, 194 und 196.

 

Aktuelle Eigentumsverhältnisse

Die unsanierten Scheiben A, B, C und E haben folgende Eigentümer:

Scheibe A : Alster Office Ltd. Hamburg,

Scheibe B : Renta Plus Record GmbH Frankfurt a.M.,

Scheibe C : Land Sachsen – Anhalt, Vermögenszuordnungsstelle Halle

Scheibe E : Immobilienverwaltung GmbH Halle und schließlich

die Scheibe D - als einzige saniert – gehört den Gesellschaftern Dietmar Fried und Horst Geitz , beide Mainz.

 

Zustand / Sanierungsinhalt

Der Zustand der unsanierten Scheiben entspricht genau dem, was von einem Bauwerk zu erwarten ist, das in Massivbeton vor 40 Jahren errichtet wurde und seit 20 Jahren ungenutzt und ohne jede Unterhaltung sein Dasein fristet. Die statischen Anforderungen werden nach wie vor komplett erfüllt, an den Fassaden ( Loggien ) sind einzelne Schäden vorhanden, auf Hinterlassenschaften von Tauben wird wiederholt hingewiesen.

Sanierungen sind natürlich auf einen künftigen Verwendungszweck unterschiedlich zu konzipieren. Grundsätzlich aber sind die technische Gebäudeausrüstung - speziell die Fahrstühle – und die Außenfronten zu erneuern, letztere auch deshalb , weil hier asbesthaltige Stoffe Verwendung fanden, wie das zur Zeit der Gebäude - Errichtung vielfach und vielerorts, damals ohne entsprechende Kenntnis möglicher Gefahren, üblich war.

Als Orientierungswert für eine Sanierung mag ein von einem Planungs - Büro ehemals an der Planung und Errichtung der Scheiben beteiligter Architekten und Ingenieure vor der Einführung des Euro ermittelter Aufwand in Höhe von rund 15 Mio DM dienen, allerdings unter Beachtung reiner Büroorientierung und der inzwischen stattgefundenen Preisentwicklung.

Die Scheibe D ist Anfang der 90’ ger Jahre saniert und beherbergt heute vor allem Büros unterschiedlichster Unternehmen.

 

Verwendbarkeiten

Unter wesentlicher Beibehaltung der Konstruktionsprizipien ( Querwandbauweise mit Mittelgang ) bieten sich für die Scheiben folgende Verwendungen an :

- Studenten – Residenz,

- Altengerechtes Wohnen,

- Altenpflegezentrum,

- Behindertenappartements,

- ( Luxus- ) Wohnen mit Aussicht hoch über den Dächern der Stadt,

- Büros und andere noch nicht erfasste Funktionen.

Alle diese Vorstellungen würden auf der im ganzen Haus infolge der Fahrstühle möglichen Mobilität ohne Behinderung durch Stufen fußen, ebenso die im Bereich der Fahrstühle und im z.T. Doppel-Erdgeschoss einrichtbaren oder ansiedelbaren, allgemein nutzbaren   Funktionen für z.B. Pflegen, Behandeln, Restaurants, Cafes, Service und Kommunikationsmöglichkeiten aller Art.

Der beigefügte Geschossplan zeigt die unterschiedlichen Varianten farblich differenziert auf. Und es würde der Ausgangszielstellung, der Belebung des Stadtzentrums und damit der Attraktivität der gesamten Stadt gedient. Abwanderung kann man nicht durch Verordnungen stoppen, sehr wohl aber so oder so beeinflussen! !

Die Verkaufseinrichtungen, Parkhäuser- und Plätze, sogar die Hotelkapazität vor Ort , eigentlich der gesamte Stadtteil würden durch ein erhöhtes Besucheraufkommen enorm profitieren.

 

Fördermöglichkeiten

Hier sind natürlich die endlich gewählten Verwendungszwecke ausschlaggebend für die Inanspruchnehmbarkeit von Förderungen sein. Klar ist auch auf jeden Fall, dass die Situation durch weitere Zeitverluste nicht positiv beeinflusst wird. Zu erwarten ist aber, dass Unterstützungen sowohl unter Federführung der Ministerien für Wirtschaft, als auch Bildung und Gesundheit des Landes, und als Pilotprojekte auch des Bundes möglich wären.

 

Ansprechpartner

Für eine Beendigung der gegenwärtigen Phase der Lethargie, fehlender Verwendungsvorstellungen, vorhandener Finanzierungsbedenken und mangelnder Initiativen sind natürlich als erstes die jeweiligen Eigentümer anzusprechen. Eine entscheidende Verantwortung kommt dabei vor allem dem Land als Eigentümer der Scheibe C zu, wo man sich darüber im klaren sein muss, dass man entweder Wegbereiter für eine Wiederbelebung oder für ein Hintreiben auf Abriss ist. Selbst das aber würde Geld kosten und das, ohne irgend einen Gegenwert zu erzeugen. Die Einstellung des Landes wird letztlich zum Dreh-und Angelpunkt auch für das Verhalten der anderen Eigentümer . Und von den Verantwortlichen des Landes ist noch am ehesten das Verständnis dafür zu erwarten, dass gerade solche repräsentativen Gebäude das Ergebnis der Ideen, der Arbeit und zur Zeit der Errichtung des Verzichts der Bevölkerung auf höhere individuelle Entlohnung darstellen. Wer sie preis gibt bringt kein Verständnis für den darin vergegenständlichen Wert und das Ergebnis der Arbeit derer auf, als deren Erben wir uns als Sachsen – Anhaltiner doch eigentlich fühlen sollten. Und er negiert die Chancen, die sie bieten.

Das gilt in bedingtem Umfang generell für alle übrigen Eigentümer, aber auch für die , die an einer Nutzung Vorhandenen interessiert sein sollten ehe sie zusätzlichen Aufwand in völlig neue Bauten investieren. Die Lage mitten in der Stadt, voll an die Leitungsnetze angeschlossen, bei vorzüglichsten Verkehrsanbindungen und schlafendem Bedarf dürfte dabei für alle eigentlich eine herausragende Starthilfe bedeuten. Dazu gehören : Universität bzw. Studentenhilfswerk, Krankenkassen, Sozialverbände, Pflegeorganisationen,, Wohnungsgesellschaften, letztlich auch die Stadtverwaltung und das Land selbst.

Wer soll das eigentlich noch verstehen, dass an anderer Stelle in Halle unter weit ungünstigeren Ausgangsbedingungen ständig nach Standorten für wieder neuen Bauaufwand gesucht wird obwohl vorhandenes sinnvoll nutzbar wäre.